„ The journey of a thousand miles begins with a single step“ (Lao Tzu)
Schon seit ich das Distanzreiten 1989 für mich entdeckte, träumte ich von langen Ritten.
Wien-Budapest lockte, doch als mein Pferd so weit war, dies laufen zu können, gab es den Ritt nicht mehr. Da ich in der Folge vermehrt international ritt, kollidierten Ritte wie Berlin-Marienburg und andere mit meinen Rittplanungen und waren nicht umsetzbar.
Die letzten 8 Jahre kam ich aus privaten Gründen nur selten auf Ritte – und dann las ich von der Idee „Trans Germania“ und es war klar, hier möchte ich auf jeden Fall dabei sein.
Meine Erwartungen an einen Ritt mit so vielen Teilnehmern ( zum Teil standen ja 80 Nennungen im Raum) und so viel Strecke war:
Das wird eine spannende Mischung aus Jungle Camp & Naked Survival
Also liefen unsere Vorbereitungen genau in diese Richtung: auf alles vorbereitet sein und zur Not Probleme auch allein lösen können.
Unser TG Team hat sich in den zwei Jahren vor dem Ritt mehrfach geändert, mal waren es 6, mal nur 2 und am Ende 3, die die ganze Zeit dabei waren: mein Sohn Robin, Anne und Siri, und ein besseres Team hätte ich mir nicht wünschen können
Am Ende war eins unserer größten Probleme die Anzahl der ( nur begrenzt miteinander kompatiblen) Hunde, die aus verschiedenen Gründen mit mussten. So waren wir mit 6 Hunden, 4 Menschen und 1 Pferd unterwegs.
Für mich selbst war es das rundrum sorglos Paket mit Urlaubsfaktor , weil ich nur reiten musste, absteigen, duschen und essen konnte, während für Ember bestens gesorgt war und mein Team für alles erledigte, was wichtig war.
Mein Resümee aus dem Ritt:
Sabine hat Unglaubliches geleistet, und es geschafft, 60 Teams an die Küste zu bringen ( hatte sie selbst glaube ich, gar nicht so geplant).
Die Vorgabe, Ersatzpferde benennen zu können, jeden Tag in jeder Pause beenden zu können und Tage ausssetzen zu können war perfekt im Sinne des Schutzes des Pferde.
Die Strecke hatte ich nicht anders erwartet: wenn man von Süd nach Nord durch eines der dicht besiedelsten Länder Europas reitet, sind einfach keine Prärien vorhanden und die Zahl der gut reitbaren Graswege sehr begrenzt, Schotter und Asphalt ist die Regel.
Geplant waren ursprünglich Tagesetappen von 40-60 km, die dann jedoch häufiger zu 60-80 km wurden, geschuldet der Vorgabe der 21 Tage, der nutzbaren Wege und zT der Quartiere.
Rückblickend würde ich für zukünftige XXL-Long-Distance-Rides sagen, 35-50 km sind machbar, die Regel sollte bei 40/45 km am Tag liegen, keine Etappe sollte über 60 km sein.
Ich persönlich fände obligatorische Pausentage bei Streckenlängen ab 5 Tagen wichtig, pro 5 Reittage mindestens 1 Pausentag zu fordern, an dem das Pferd wirklich schlafen und fressen kann. Dieser kann entweder frei gewählt oder für alle zusammen obligatorisch sein.
Eine Tagesetappe darf auf keinen Fall 60 km überschreiten, denn das Tempo ist langsam (T8-T10) und die Pferde sind viele Stunden unterwegs mit nur 2 Fresspausen von 30-40 min und zwingt die Reiter uU in der Dunkelheit zu reiten mit hohen Risiken auf völlig unbekanntem Geläuf.
Eine gute Versorgung der Pferde mit energiereichen Futtermitteln ist wichtig. Viele Pferde haben ab Tag 4/5 nur noch wenig Heu gefressen, auch Ember kam bei begrenzter Streckenlänge und als sehr guter Esser teils nur noch auf 4-5 kg Heu am Tag, der Bedarf ist aber deutlich höher.
Die Pferde bekamen fetthaltiges Kraftfutter, oft bis zu 4-5 kg am Tag, kombiniert mit Öl, um die nötige Energie zu liefern.
Der psychische Stress ist nicht zu unterschätzen, denn jeden Tag gibt es ein neues Quartier und neue Pferde als Nachbarn.
Das hat vielen Pferden zu schaffen gemacht, die manchmal weniger als nötig geschlafen haben.
Ich bin mit GPS und nicht mit Karte geritten. Dadurch waren die Trails zwar zT etwas versetzt neben der Karte, aber das Kartenmaterial war ziemlich aktuell – das war leider bei der ausgedruckten Karte nicht der Fall und führte oft zu Unsicherheiten auf der Strecke bei den Reitern.
Eine solche Organisation „ unter dem Radar“ hat leider auch zu kleineren oder größeren Verwirrungen unter der Bevölkerung und auch Behörden geführt, allerdings hat Sabine, die meisten Probleme auflösen können, Hut ab dafür!!!
Ich habe für mich mein Ziel erreicht, mit meinem Pferd von den Alpen an die Nordsee zu kommen, auch wenn wir nicht die ganzen 1300 km ( ich glaube ehr es waren 1500 km ) geritten sind, sondern „nur“ 540 km.
Aber für den jungen Mustang war es eine tolle Leistung und ich bin sehr stolz auf meinen kleinen Wilden
Ulrike Pottrick