Interview mit Sabine

Folgendes Interview wurde am 21.7. auf der Facebook-Seite des VDD veröffentlicht:


Und während die letzten 7 Reiter bei einem der schwierigsten 100 Meiler der Welt, dem Tevis Cup, noch auf der Strecke sind, haben wir für Euch ein Interview mit der Veranstalterin der Trans Germania 2024.

VDD:

Hallo liebe Sabine,

vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Viele wissen, wie zeitintensiv die Planung einer Distanzveranstaltung ist, doch die Trans Germania fällt wohl eher unter ein Jahrzehntprojekt. Du bist die Veranstalterin dieses 21-tägigen Rittes, der 1000 km lang ist.

Bitte stell dich für unsere Follower einmal kurz vor und erzähl uns, wie du mit dem Distanzsport verbunden bist.

Sabine:

Ich reite, seit ich 8 Jahre alt bin. Mein erstes eigenes Pferd habe ich 1990 gekauft, bin mit ihm fast nur im Gelände geritten und habe viele Tagesausflüge unternommen. 1993 wurde ich von einer Distanzreiterin überredet, auf einen Distanzritt mitzukommen. 50 km, in Ankum. Ich fand es furchtbar, alle sind „geheizt“. Im nächsten Jahr bin ich wieder gestartet, diesmal war ich besser vorbereitet. So richtig regelmäßig ging es erst im Jahr 2000 los. Seither habe ich 13.000 km bei Wettbewerben zurückgelegt, im Wesentlichen mit zwei Pferden und bevorzugt auf Mehrtagesritten.

Seit 2015 veranstalte ich selbst bis zu vier Ritte im Jahr, auf ausgesucht pferdefreundlichem Boden.

Zwischenzeitlich habe ich mich auch ehrenamtlich im VDD engagiert, war mehrere Jahre im Präsidium und im Fachbeirat „Regionen und Veranstaltungen“ aktiv.

VDD:

Wie kam es zu der Idee für die Trans Germania?

Sabine:

Bert Fichtel hat Ende 2018 sein Buch über die beiden Deutschlandritte 1978 und 1990 veröffentlicht. Vom Trabweg West 1990 war in Distanzreiterkreisen immer wieder mal die Rede, 14 Tage, knapp 1000 km, vom Elsass an die Nordsee, nur ein Pferd ist die komplette Strecke gelaufen…

Früher habe ich mehrwöchige Fahraddtouren organisiert, warum also nicht einen Deutschlandritt? Alle reden davon, viele würden gerne, keiner macht es… Mein Mann sagt heute, ich hätte als erste die Nerven verloren!

VDD:

Mal in Zahlen gesprochen: Wie viele Menschen sind an der Umsetzung der Trans Germania beteiligt und wie lange schon? Wie viele Starter und Pferde werden teilnehmen (Stand Juli 2024)?

Sabine:

Natürlich gibt es viele Menschen, die dem Ritt in der einen oder anderen Form zuarbeiten, zum Teil bereits seit Anfang 2019. Wie viele es genau sind weiß ich gar nicht, ich schätze, um die 30 werden es sein.

Derzeit stehen noch 70 Teilnehmer auf der Starterliste. Da regelmäßig Absagen kommen, gehe ich davon aus, dass wir mit ca. 60 Pferden am Start stehen werden.

VDD:

Reitest du selbst auch mit? Wenn ja, stell uns doch bitte einmal dein(e) Pferd(e) vor.

Sabine:

Ich wollte ursprünglich auch mitreiten, aber ich habe mich von diesem Gedanken verabschiedet. Vielleicht nehme ich außer Konkurrenz streckenweise mit Canyon teil. Das ist ein dreijähriger Blaurappe mit E-Unterstützung…!

VDD:

Gibt es noch Bedarf an etwas oder jemandem? Wie kann man euch noch unterstützen und wo muss man sich dafür melden?

Sabine:

Nachdem ich von zwei Helfern, die die ganze Zeit dabei sein wollten, keine Rückmeldung erhalten habe, würde ich mich noch über einen Helfer in der zweiten Woche und zwei Helfer in der dritten Woche freuen. Kontakt bitte per email an DrSabine@arcor.de

VDD:

Was war bei der Planung der schwierigste Punkt, und gab es eine Lösung?

Sabine:

Ich habe ein halbes Jahr über den Verleih und die Reinigung eines autarken Toilettenwagens verhandelt. Zweiteres werden wir nun selbst lösen müssen, aber das ist alles machbar.

Schwierig ist auch, geeignete Pausenplätze für so viele Teilnehmer zu finden. Da werden sich die Trosser disziplinieren müssen. Ich habe nicht überall ideale Voraussetzungen und manches ist mit heißer Nadel gestrickt.

VDD:

Werden euch 23 Tage lang die gleichen Tierärzte begleiten, oder gibt es zwischendurch einen Wechsel?

Sabine:

Wir haben für die ganze Zeit zwei Tierärztinnen dabei. Und es gibt weitere Angebote von Tierärztinnen, die teilweise oder komplett dabei sein können, auch spontan, wenn Bedarf entstehen sollte.

VDD:

Was glaubst du, wird die größte Herausforderung für Pferd und Reiter sein?

Sabine:

Jeder Reiter muss die richtige Balance zwischen Tempo, Streckenlänge und Pausenzeiten für sein Pferd finden. Die Gewichtsabnahme auf solch einem Ritt ist nicht zu unterschätzen. Langsames Reiten verkürzt die Pause bis zum nächsten Tag, zu schnelles Reiten kostet zu viele Kalorien.

VDD:

Als erfahrene MTR-Reiterin und Veranstalterin, welchen Tipp hast du für deine Teilnehmer/innen?

Sabine:

Der wichtigste Tip: Hört auf eure Pferde, beobachtet sie kritisch und stellt euren Ehrgeiz hinten an. Es ist keine Schande, nicht alle Kilometer zu reiten. Und bedenkt, dass es eher kein Wettrennen wird. Wir sammeln keine Tagessiege, sondern Kilometer.

VDD:

Worauf freust du dich am meisten bei der ganzen Veranstaltung und welche Region in Deutschland zum Reiten findest du am spannendsten auf dem Ritt?

Sabine:

Ich freue mich am meisten auf das Abenteuer, das es trotz aller Vorbereitung bleibt. Die schönsten Streckenteile sind sicher im Süden und in der Mitte Deutschlands, Alb, Franken, Rhön, Vogelsberg. Hinter Dassel (Tag 15) wird das Geläuf erst mal ziemlich hart.

VDD:

Wir danken dir für deine Zeit und wünschen dir, allen Teilnehmern und Helfern eine wundervolle Veranstaltung und ein grandioses Reitabenteuer. Wir werden sicher alle mitfiebern und täglich auf Facebook und Instagram berichten.